Hallo Kilometer- und Höhenmeterfresser, hallo Leistungsjunkies – nicht weiterlesen, nichts für euch: nur Genußwanderung, null Steigung, null Anstrengung, Gehzeit hin und zurück nicht mal 2 Stunden!
Hart gefordert sind allerdings Augen und Sinne, durch lauter tolle Eindrücke … Start an Torboles Altem Hafen mit dem pastelrosa alten Zolllhäuschen (nahebei verlief früher die Grenze zwischen Österreich und der Republik Venedig – deshalb auch wurde Goethe auf seiner Italienischen Reise in Malcesine beim Zeichnen der Burg als österreichischer Spion verdächtigt und fast verhaftet). Vorbei an der Pizzeria Casa Beust, auf der Brücke über die türkisgrüne Sarca (flussaufwärts Fischzuchtanlagen, wo die in den Ristorante servierten köstlichen Seeforellen herkommen). Hinter Segelschule und Campingplatz gehts ein Stück längs der Hauptstraße dahin, dann wieder auf dem Uferweg, gesäumt von gelb blühendem Ginster, Pinien, mächtigen Zedern -, alles überragt vom schroffen Ledro-Gebirgsmassiv auf der Westseite des Sees.
Riva kündigt sich mit einer großen Segelschule samt Hafen an, dahinter öffnet sich ein breiter, endloser, piniengesäumter Kiesstrand, gegen den weißgischtige Wellen branden, aufgewühlt von der kräftig blasenden Ora. Der Strand mündet in einen wunderbaren Wasserpark: kleine Lagunen, Wasserläufe, Brücken. Schließlich Rivas Seepromenade mit Palmen, Pinien und nostalgischen, tiptop aufgemöbelten Hotels. Schließlich der Höhepunkt, die malerische Piazza am Hafen mit dem wuchtigen mittelalterlichen Wehrturm Torre Apponale. Und wie der Seegott es will, läuft gerade der historische Raddampfer Zanardelli ein – übersteiler Bug, hoher schwarzer Schornstein -, der die nostalgische Belle Epoque-Szenerie aufs Schönste komplettiert.
Und an berühmte Riva-Besucher jener Zeit erinnert: An Theodor Fontane, der hier am Hafen in einer lauen Sommernacht unter bunten Lämpchen sein Diner einnahm, irritiert allerdings vom undefinierbar verfärbten Hosenlatz des Kellners. An den trotz seiner erst 35 Jahre von schwersten Schmerzattacken heimgesuchten Friedrich Nietzsche, der sie hier im milden Klima durch lange Spaziergänge überwinden wollte (im Hotel du Lac, wo er wohnte, steht eine Büste von ihm). Und an Thomas Mann, der als ganz junger Mann sein dünnes Nervenkostüm in einem Sanatorium zu stärken suchte.
Ob das hochgeistige Riva-Klima auch mich geistig irgendwie gehoben hat? … Ähh .. ich war nicht lang genug dort, ich musste schnell wieder zurück …